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AutorenbildWolfgang Lieberknecht

30.000 US-Soldaten nahmen sich das Leben: 50 % der 4 Millionen Kriegsrückkehrer teilinvalid

20 Jahre Krieg zur Sicherung der globalen US-Amerikanischen Vorherrschaft auch auf Kosten der US-Amerikanerinnen, nicht nur der Menschen in den angegriffenen Ländern: Der Krieg hat Billionen von US-Dollar verschlungen und – neben den Hunderttausenden von zivilen Opfern im Kriegsgebiet – mindestens 7000 amerikanische Soldaten das Leben gekostet. Doch diese Zahlen zeigen nicht das ganze Ausmass dessen, was dieser Konflikt der Bevölkerung der USA aufgebürdet hat. Auf jeden gefallenen US-Soldaten kommen vier Suizide: In den USA leben mehr als vier Millionen US-Veteranen der letzten beiden Kriege. Zwar sind in Afghanistan und im Irak weniger Soldaten gefallen als in früheren Konflikten. Doch mehr als die Hälfte der Rückkehrer leidet unter psychischen und physischen Folgen des Krieges. Bis zum heutigen Zeitpunkt starben mehr als 30 000 Armeeangehörige oder Veteranen durch einen Suizid. Konkret bedeutet dies: Auf einen im Krieg gefallenen Soldaten kommen vier, die sich selbst töteten. Dies berichten Wissenschafter des «Cost of War»-Projekts der Brown University. Nachsorge und Betreuung der Veteranen dürften die amerikanische Gesellschaft schwer belasten. Sie rechnen für die Zeit bis 2050 mit Kosten von bis zu 2,5 Billionen US-Dollar. Das seelische Leid von Betroffenen und deren Angehörigen haben sie dabei nicht beziffert.


Statistisch gesehen liegt die Zahl der Suizide unter den Veteranen höher als in der Zivilbevölkerung. Ursächlich dafür sind vor allem traumatische Erlebnisse während des Krieges sowie die schwierige Rückkehr ins zivile Leben. Der Krieg habe sie verändert, sie seien als andere Menschen zurückgekehrt, so beschreiben Veteranen sinngemäss ihr Erleben. Viele leiden an posttraumatischen Belastungsstörungen: Sie werden im Alltag unwillkürlich von schrecklichen Erinnerungen eingeholt, sind nervös und reizbar und leiden unter Angst. Freunde und Verwandte können dafür oft nicht das notwendige Verständnis aufbringen und belasten damit die Betroffenen zusätzlich. Diese fühlen sich einsam und gar schuldig, überlebt zu haben.

Doch die Forscher der Brown University betonen, dass die Selbsttötungen bei Veteranen dieser Kriege höher lägen als nach früheren kriegerischen Auseinandersetzungen.

So leiden viele Veteranen an einem sogenannten milden Schädel-Hirn-Trauma, das heisst, an den Folgen von schweren Hirnerschütterungen. Bei ihren Einsätzen wurden die Soldaten von Bomben am Strassenrand überrascht und überlebten nur dank moderner Schutzausrüstung. Doch auch diese konnte die Druckwellen der Explosionen und die damit einhergehenden Erschütterungen des Gehirns nicht abfedern. Oft geht eine Hirnerschütterung mit Verwirrung oder kurzfristiger Bewusstlosigkeit einher. Auch eine schwere Hirnerschütterung lässt sich diagnostisch nicht leicht feststellen, da heutige Methoden keine strukturellen Veränderungen im Gehirn zeigen können. Doch Patienten berichten von einer Vielzahl von Symptomen. Diese reichen von Aufmerksamkeitsstörungen, chronischen Schmerzen und Schlafstörungen bis zu Veränderungen der Persönlichkeit.


Die Soldaten seien nach einer Hirnerschütterung manchmal schnell wieder für einsatzfähig erklärt worden, schreiben die Forscher. Ein grosser Fehler, wie Mediziner heute glauben. Denn damit stieg das Risiko eines weiteren Schädel-Hirn-Traumas. Gerade die Häufung von schweren Hirnerschütterungen wirkt sich besonders verheerend auf die Heilungsprognose aus. Forscher bemühen sich daher, Diagnosekriterien wie Biomarker im Blut zu entwickeln, um schwere Hirnerschütterungen verlässlich zu identifizieren.

Die meisten Veteranen leiden jedoch gleich an mehreren Verletzungen. Typisch ist die Verknüpfung von Schädel-Hirn-Traumata und chronischen Schmerzen einerseits und posttraumatischen Belastungsstörungen andererseits.

Vieles spricht dafür, dass diese Häufung von Schädel-Hirn-Traumata in Verbindung mit posttraumatischen Belastungsstörungen dazu führt, dass Veteranen vermehrt an Selbsttötung denken oder Suizid begehen. Dies zeigte eine im «Journal of Public Health» publizierte Studie an 200 000 Patienten. Experten der Brown University sehen darüber hinaus die lange Kriegsdauer als einen weiteren Grund. Denn viele Soldaten waren nicht nur einmal, sondern gleich drei- oder viermal hintereinander in den Aktivdienst eingezogen worden.

Obwohl dank moderner Technik und Medizin mehr Soldaten den Krieg überleben denn je, sind also die menschlichen Kosten nicht gesunken. Im Gegenteil.

Nachsorge und Betreuung der Veteranen dürften die amerikanische Gesellschaft schwer belasten. Dies geht aus Hochrechnungen von Forschern der Brown University hervor. Sie rechnen für die Zeit bis 2050 mit Kosten von bis zu 2,5 Billionen US-Dollar. Das seelische Leid von Betroffenen und deren Angehörigen haben sie dabei nicht beziffert.





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