Inhaltsbeschreibung
In der Mitte des 20. Jahrhunderts befreiten sich zahlreiche Länder und Regionen von kolonialer Fremdherrschaft. Was bedeutete diese Dekolonisierung für die Gestaltung der internationalen Beziehungen und der Weltwirtschaft? Die Politikwissenschaftlerin Adom Getachew rekonstruiert die politischen Ideale und Konzepte zentraler Protagonisten im Kampf um die Unabhängigkeit kolonisierter Länder sowie führender Politiker in postkolonialen Staaten. Sie zeigt, dass Forderungen nach Selbstbestimmung, die sich der Fremdherrschaft entgegensetzten, hierbei eine dominante Rolle spielten. Diese seien jedoch nicht mit dem Modell des souveränen Nationalstaats europäischer Prägung gleichzusetzen.
Zu den Kernanliegen der postkolonialen Selbstbestimmung zählte vielmehr auch die Gestaltung transnationaler politischer Zusammenhänge, etwa die gleichberechtigte Integration in die Weltgemeinschaft sowie der Abbau ökonomischer Dominanzbeziehungen. Wichtige Strategien, mit denen diese Ziele erreicht werden sollten, waren die Errichtung regionaler Föderationen (etwa in Afrika oder in der Karibik) sowie der Aufbau einer Neuen Weltwirtschaftsordnung (NWWO). Die Autorin zeigt auf, was diese Forderungen beinhalteten, und zeichnet die Bemühungen ihrer Umsetzung nach. Dass diese letztlich scheiterten, sei lehrreich auch für heutige Debatten um die Herstellung einer egalitäreren Weltordnung.
Adom Getachew ist eine äthiopisch-amerikanische Politikwissenschaftlerin. Sie forscht und lehrt an der Universität Chicago. Ihr 2020 veröffentlichtes Buch Die Welt nach den Imperien – Aufstieg und Niedergang der postkolonialen Selbstbestimmung war Buch des Jahres des wissenschaftlichen Fachjournals Foreign Affairs und wird international als wichtiges zeitgenössisches Werk der postkolonialen Studien interpretiert.
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Forschung und Lehre
2015 erhielt Getachew ihren Doktorgrad in Politikwissenschaft und African-American Studies von der Yale University. Seit 2016 ist sie Neubauer Family Assistant Professor für Politikwissenschaften an der Universität Chicago und forscht insbesondere zu den Schwerpunkten politische Ideengeschichte und postkoloniale Theorie.[1]
Auszeichnungen
Im Folgenden eine Auswahl von akademischen Auszeichnungen, die Getachew für ihre Veröffentlichung erhielt:
First Book Award der American Political Science Association, 2020
ASA Best Book Prize der African Studies Association, 2020
J. David Greenstone Book Prize, 2020
W.E.B. Du Bois Distinguished Book Award, 2020
Frantz Fanon Prize, 2021
Weblinks
Schriften (Auswahl)
Monografien
Die Welt nach den Imperien – Aufstieg und Niedergang der postkolonialen Selbstbestimmung, Suhrkamp, 2022
Beiträge in Sammelwerken
The Plantation’s Colonial Modernity in Comparative Perspective, The Oxford Handbook of Comparative Political Theory, New York: Oxford University Press, 2019
Der Standard: Politologin Adom Getachew über Ausbeutung und Beherrschung
Die Politologin Adom Getachew über den Globalen Süden, die aktuelle Weltordnung, Rassismus und die Bedeutung, die der Sklavenhandel für den Westen hatte
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