Das Erbe unserer Väter: Kriegstraumatisierungen. Es muss andere Möglichkeiten als Krieg geben, um Konflikte zu lösen, das sind wir insbesondere den nachfolgenden Generationen schuldig.
- Wolfgang Lieberknecht
- vor 1 Tag
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Leider nur auf dem Papier wurden 1945 in der UNO-Charta die richtigen Schlussfolgerungen aus dem Massensterben des Zweiten Weltkrieges gezogen. Präambel: Wir, die Völker der Vereinten Nationen – fest entschlossen,
künftige Geschlechter vor der Geißel des Krieges zu bewahren, die zweimal zu unseren Lebzeiten unsagbares Leid über die Menschheit gebracht hat, Kapitel 1, Art.2: 3. Alle Mitglieder legen ihre internationalen Streitigkeiten durch friedliche Mittel so bei, dass der Weltfriede, die internationale Sicherheit und die Gerechtigkeit nicht gefährdet werden. UN-Charta - Vereinte Nationen - Regionales Informationszentrum für Westeuropa. Wie bauen wir die Kraft auf, dies um- und durchzusetzen?
Autorin Ulrike M. Dierkes und Dipl. Sozialpädagoge Johannes Heibel im Gespräch über die Kriegstraumata ihrer Väter und was sie bei ihnen auslösten. Aufzeichnung vom Freitag, den 14.3.2025 im Jugend- & Kulturzentrum Zweite Heimat.
In Anbetracht dessen, dass die Kriegsszenarien immer näher auch an unser Land heranrücken, wird es Zeit, darüber zu reden, was Kriege für enorme Schäden verursachen, auch im Seelenleben der nachkommenden Generationen. Denn wir alle sind Nachkriegskinder, Nachkriegsenkel. Aber nicht alle von uns reden über die erlittenen Kriegstraumatisierungen unserer Eltern und Großeltern und was diese in den Familien anrichtet haben, bis heute anrichten – obwohl das Thema neue Aktualität erreicht hat.
Zwei Aktivisten gegen Gewalt und Krieg – Kinder von zwei fahnenflüchtigen Soldaten aus dem 2. Weltkriege – brechen ihr Schweigen und regen zum Mitreden an: Es muss andere Möglichkeiten als Krieg geben, um Konflikte zu lösen, das sind wir insbesondere den nachfolgenden Generationen schuldig. Moderiert wird der Abend von Martin Ruthenberg, ehemaliger Moderator beim SWR.
Ulrike M. Dierkes wurde 1957 in Münster/Westfalen geboren und lebt heute in Koblenz. Als Herausgeberin des Buches "Die Engelkette - Hitlers Überfall auf die Sowjetunion – Nach Tagebuchaufzeichnungen eines zum Wehrdienst gezwungenen deutschen Soldaten", setzt sie ein Statement gegen die Auswirkungen von Gewalt und Krieg.
Johannes Heibel wurde 1955 in Siershahn geboren, wo er bis heute lebt. Auf dem Grab seines Vaters, der im Zeiten Weltkrieg die Waffen niederlegte, installierte er ein „Mahnmal gegen den Krieg“. Zur Erinnerung an das Schicksal seines Vaters gab er ein Hörbuch mit Original-Interviews heraus: „Es geht alles vorüber, es geht alles vorbei,… Biographie eines Fahnenflüchtigen“.
Willy SieversDie EngelketteHitlers Überfall auf die Sowjetunion
Der Truppführer Willy Sievers schildert in seinen bisher unveröffentlichten Aufzeichnungen den deutschen Überfall auf die Sowjetunion 1941. Zu den Schrecken gehörten nicht nur der Winter mit Kälte und Schlamm. Vor den Toren Moskaus spielten sich grauenhafte Szenen ab. Auf offenem Feld campierten die Soldaten, viele erlagen entweder Schnee, Frost und Eis oder den Kugeln des Gegners. Wer überlebte, kämpfte nach Kriegsende mit den Folgen schwerer Verletzungen und einem unheilbaren Nachkriegstrauma.
Der Zweite Weltkrieg begann mit dem deutschen Angriff auf Polen am 1. September 1939. Zwei Jahre später überfiel das nationalsozialistische Regime auch die Sowjetunion; der Feldzug trug den Decknamen "Unternehmen Barbarossa".
Im gleichen Jahr wurde Willy Sievers zum Kriegsdienst einberufen und dem Nachrichtengefechtsstab der Heeresgruppe Nord/Heeresgruppe Kurland zugeteilt. Seine später auf der Grundlage von Tagebuchnotizen niedergeschriebenen Schilderungen, die hier zum ersten Mal veröffentlicht werden, gehen weit über gängige Kriegsberichte hinaus. Sie zeigen den Alltag hinter der Front ebenso wie die Grausamkeiten eines Krieges, an dessen Sinn viele nicht-nationalsozialistische Soldaten zwar längst zweifeln, dessen unbarmherzigen Regeln sie aber bis zum Ende unterworfen bleiben. Allem Elend zum Trotz sieht der Verfasser sich rückblickend von einer höheren Macht beschützt, die scheinbare Zufälle wie zu einer "Engelkette" aneinanderfügt.
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