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Mitten im Zweiten Weltkrieg erwarteten die Katholiken den Papst als Führer. Der Papst schwieg, während der Rest der Welt auf irgendeine Geste oder Rede zur Verurteilung von Hitlers Gräueltaten wartete

Autorenbild: Wolfgang LieberknechtWolfgang Lieberknecht

Mitten im Zweiten Weltkrieg erwarteten die Katholiken den Papst als Führer. Hitler hatte bereits heimlich damit begonnen, seinen Plan zur Vernichtung der Juden Europas in die Tat umzusetzen. Im Geheimen also für die meisten – außer Papst Pius XII. Der Papst schwieg, während der Rest der Welt auf irgendeine große Geste oder Rede zur Verurteilung von Hitlers Gräueltaten wartete. Er beschloss, angesichts der von den Nazis in ganz Europa begangenen Verbrechen Stillschweigen zu bewahren, Verbrechen, die sogar vor den Fenstern des Papstes stattfanden, wie etwa die Auflösung des jüdischen Ghettos in Rom im Jahr 1943, zu der der Papst keine offizielle Reaktion äußerte. Auf den ersten Blick sind Nationalsozialismus und Katholizismus diametral entgegengesetzt. Der Vatikan scheint sogar eine über jeden Verdacht erhabene Institution zu sein. Die Kirche wird jedoch angesichts des Aufstiegs des Nationalsozialismus, des Zweiten Weltkriegs und der Vernichtung der Juden eine zwiespältige – zuweilen unheilige – Rolle spielen. Mehrere Kirchenmänner, Priester und Bischöfe, die glühende Bewunderer Hitlers waren, gerieten sogar in Mitschuld … Regie: JULIETTE DESBOIS





Der Stellvertreter ist ein Schauspiel des deutschen Schriftstellers Rolf Hochhuth aus dem Jahr 1963, das die Haltung des Vatikans zum Holocaust thematisiert.

Das Theaterstück besteht aus fünf Akten und ist in freien jambischen Versen verfasst. Es schildert die Versuche des fiktiven Jesuitenpaters Riccardo Fontana, das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche, Papst Pius XII., von der Deportation und massenhaften Vernichtung von Juden in Konzentrationslagern durch NS-Deutschland in Kenntnis zu setzen und zum Eingreifen zu bewegen. Fontana drängt den Papst im Oktober 1943 während der Deportation der römischen Juden in das Vernichtungslager Auschwitz zu einem deutlichen Protest gegen die Vernichtung der europäischen Juden. Als sein Appell vergeblich bleibt, wählt Fontana das Martyrium und schließt sich den Deportierten an.

Hochhuths „christliches Trauerspiel“ wurde am 20. Februar 1963 in West-Berlin am Theater am Kurfürstendamm – dem damaligen Haus der Freien Volksbühne – uraufgeführt. Regie führte der Intendant der Freien Volksbühne, Erwin Piscator. Die Premiere rief weitreichende Kontroversen hervor („Stellvertreter-Debatte“) und führte zu internationalen diplomatischen Verwicklungen. Das Stück wurde bis heute in über 25 Ländern aufgeführt und 2002 von dem griechisch-französischen Regisseur Constantin Costa-Gavras verfilmt.

Inhaltsverzeichnis

Interview von Alexander Kluge mit Rolf Hochhuth im Mitternachtsmagazin über sein Stück "Der Stellvertreter".


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