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AutorenbildWolfgang Lieberknecht

Rede an uns, an den Kleinen Mann (und die kleine Frau, auch in uns selbst)! Eine menschliche, keine wissenschaftliche Rede. Eine Anregung zum selbstbewussten Denken & Leben. Eine NachkriegsBilanz 1946

Die „Rede an den kleinen Mann“ ist also in allererster Linie eine Abrechnung mit den massenhaft erzeugten individuellen Persönlichkeitszügen, die jeder Art autoritärer Herrschaft notwendigerweise zugrunde liegen – und ein Versuch, aufzuzeigen, wie sich diesem Fluch entkommen lässt. Genau das macht diese Rede so wichtig – und brandaktuell.   


1946 feierte Wilhelm Reich seinen 49. Geburtstag, publizierte die dritte Auflage seiner „Massenpsychologie des Faschismus“ und verfasste die ursprünglich nicht zur Veröffentlichung gedachte „Rede an den kleinen Mann“. Diese Rede sei, schrieb Reich, „ein menschliches, kein wissenschaftliches Dokument“, solle „niemand überzeugen, gewinnen oder erobern“. Er nehme für sich nur jenes Recht zur „persönlichen Äußerung“ in Anspruch, welches „man dem Dichter oder Philosophen nie bestritten“ habe. 

In der „Massenpsychologie“ hatte Reich festgehalten, dass Faschismus „im charakterlichen Sinne die emotionelle Grundhaltung des autoritär unterdrückten Menschen der maschinellen Zivilisation“ sei, somit nicht etwa als „spezifische Nationaleigenschaft der Deutschen oder Japaner aufgefasst“ werden dürfe.Wer unterdrückender Erziehung und Sozialisation ausgesetzt sei, trage unvermeidlich schwerwiegende psychische Störungen davon, staue destruktives Potential in sich an. Dementsprechend schlussfolgerte Reich: 

„Man kann den faschistischen Amokläufer nicht unschädlich machen, wenn man ihn, je nach politischer Konjunktur, nur im Deutschen oder Italiener und nicht auch im Amerikaner und Chinesen sucht; wenn man ihn nicht in sich selbst aufspürt, wenn man nicht die sozialen Institutionen kennt, die ihn täglich ausbrüten.“

Die „Rede an den kleinen Mann“ ist also in allererster Linie eine Abrechnung mit den massenhaft erzeugten individuellen Persönlichkeitszügen, die jeder Art autoritärer Herrschaft notwendigerweise zugrunde liegen – und ein Versuch, aufzuzeigen, wie sich diesem Fluch entkommen lässt. Genau das macht diese Rede so wichtig – und brandaktuell.   








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